Seite 13 - Regensburg - Im Spiegel der Zeit

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Euskirchen im Spiegel der Zeit
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und die Pfarrei St. Georg im Rüdeshei-
mer Hofbereich existierten weiter bis
zum Beginn des 19. Jahrhunderts.
Bereits aus dem Jahr 1347 ist das Sie-
gel der Euskirchen Schöffen erhalten,
das erste Stadtsiegel dann von 1364.
Beide sind bildliche Zeichen dafür,
dass die Stadt als Körperschaft eige-
nen Rechts durch „Brief und Siegel“
zu handeln vermochte. Abgebildet
ist eine gequaderte Stadtmauer mit
zwei Zinnen auf den Ecken (in späte-
ren Darstellungen wird daraus ein Tor),
zu beiden Seiten je ein Dreieckschild
mit Wappen, auf denen ein gekrönter
steigender zweigeschwänzter Löwe
(Wappen von Limburg / Monschau-
Falkenburg) zu erkennen ist. Die
Umschrift des Stadtsiegels lautet:
„+SIGILLUM UNIVERSITATIS OPIDI IN
EUSKIRCHEN*“. Im Jahr 1355 gelangte
Euskirchen durch Eingliederung von
Monschau-Falkenburg zum Herzogtum
Jülich. Spätere Darstellungen des Wap-
pens zeigen einen Limburger Löwen
mit zwei Schwanzenden und einen Jü-
licher Löwen mit einem Schwanzende.
Die kleine Stadt entwickelte sich, im
Jahr 1469 ist sie neben Jülich, Düren
und Münstereifel „Mithauptstadt“ des
Herzogtums Jülich und landtagsfähig.
Die Stadtrechtsurkunde selbst hat ihre
eigene Geschichte. Sie ist 32 x 35 cm
groß, aus Pergament, in gotischer Kur-
sive geschrieben und in lateinischer
Sprache verfasst. Die erwähnten Siegel
sind im Laufe der Jahrhunderte verlo-
ren gegangen. Im Jahr 1807 erhält sie
der Kölner Kunst- und Antikensammler
Prof. Ferdinand Franz Wallraf vom ge-
bürtigen Euskirchener Pfarrer Augustin
Lux (+1840, zu dieser Zeit Pfarrer in Me-
chernich) zur Einsicht und ward wohl
zu einer wissenschaftlichen Bewertung
gebeten. Vergebens forderte man von
ihm die Rückerstattung und nachdem
Ferdinand Franz Wallraf im Jahr 1824
verstorben war, gelangte sein Nach-
lass in das Historische Archiv der Stadt
Köln. In seinem Nachlass befand sich
die Euskirchener Stadtrechtsurkunde.
In Euskirchen existierte seither nur eine
Abschrift. Eine erste Übersetzung wur-
de 1841 veröffentlicht. Eine weitere lie-
ferte der in Schleiden geborene Kölner
Historiker und Leiter des Historischen
Archivs, Leonard Ennen, im April 1863
und ließ dies dem Euskirchener Bürger-
meister, Peter Josef Ruhr, im gleichen
Jahr mitteilen. Doch erst am 5. Dezem-
ber 1958 gelingt es Josef Franke die
Urkunde nach Euskirchen zurück zu
holen. Das Einverständnis des Histori-
schen Archivs in Köln wurde erst nach
einem Gutachten des Landesober-
archivrates gegeben. Als Bedingung
war für die Stadt Euskirchen daran
geknüpft, dass die Urkunde in die Be-
stände des Stadtarchivs aufgenommen
und „die Stadtverwaltung Euskirchen
künftig alle Sicherheitsmaßnahmen
ergreift und beachtet, um diese für die
Stadtgeschichte wichtigste Urkunde
sorgfältig zu verwahren und zu erhal-
ten.“ Damit ist Euskirchen auch eine der
wenigen Städte, die im Besitz ihrer ei-
genen Stadternennungsurkunde ist.
links: Stadtrechtsurkunde vom 1. August 1302 im Stadtarchiv Euskirchen, oben: Darstellung des Wap-
pens von Monschau-Falkenburg (links) und des Stadtwappens (rechts) am Kamin des „Dicken Turms“,
Fotos: StA Eu
1302