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1185 Eine mittelalterliche Stadt entsteht
Ein Stadtgründer mit zwei Karrieren
Der Grund und Boden, auf dem Lippstadt gegründet wurde, war im 12. Jahrhundert in Besitz der Edelherren zur
Lippe. Diese waren wahrscheinlich unweit der gegründeten Stadt ansässig. Als Sohn des Edelherrn Hermann I. zur
Lippe wurde Bernhard II. zur Lippe um 1140 geboren. Als Zweitgeborenen ließ ihn sein Vater an der Hildesheimer
Domschule auf den geistlichen Stand vorbereiten. Jedoch musste Bernhard II. nach dem Tod seines Bruders
zwangsläufig eine andere Karriere einschlagen und um 1167 nach dem Tod seines Vaters dessen weltliche Herr-
schaft antreten. An seiner Seite stand ihm seine Gemahlin Heilwig von Are, mit der er mindestens fünf Söhne und
sechs Töchter hatte. Als Gefolgsmann des abtrünnigen Sachsenherzogs Heinrichs des Löwen wurde Bernhard II.
1184 von Kaiser Friedrich Barbarossa begnadigt. Anschließend mehrten sich die Aktivitäten des Edelherrn zur Lippe.
So stiftete er 1185 mit anderen westfälischen Adeligen das Zisterzienserkloster Marienfeld. Im gleichen Jahr gründe-
te Bernhard II. in seinem Herrschaftsgebiet Lippstadt das Augustinerinnenkloster St. Marien. Neben der Gründung
der Stadt Lemgo war Bernhard II. 1194 an dem Bau der Falkenburg bei Detmold beteiligt. Durch eine schwere
Krankheit kam es zu einem einschneidenden Wendepunkt in seinem Leben.
Bernhard II. löste die Ehe und trat 1197 in das Kloster Marienfeld ein. Durch eine wundersame Heilung fühlte er
seinen geistlichen Lebensweg bestätigt. 1211 begleitete er Bischof Albert von Riga zur Missionierung des Baltikums.
Diese Reise spielte eine wichtige Rolle hinsichtlich der Ostsiedlung und Missionierung des Ostseeraumes. Begleitet
von Mönchen aus Marienfeld und Kaufleuten aus Westfalen entstanden Handelsverbindungen, welche ein Grund-
stein für die spätere Hanse waren. Diesbezüglich waren der Burgenbau als Schutz für den Handel und die Stadt-
gründungen im Baltikum von großer Bedeutung. Noch 1211 wurde Bernhard II. Abt des Klosters Dünamünde bei
Riga. Er hielt sich ab 1213 in Westfalen auf und warb für den Kreuzzug ins Baltikum.
Als er ab 1217 im Baltikum keine Erfolge verzeichnen konnte, erhoffte sich Bernhard II. 1218 in Schleswig bei König
Waldemar II. von Dänemark Unterstützung gegen die heidnischen Esten. Er wurde von dort aus allerdings nach
Rom berufen, um seine Ernennung zum Bischof von Selonien zu erlangen. Die Weihe zum Bischof empfing Bern-
hard II. in seiner westfälischen Heimat durch seinen Sohn Otto, der zu diesem Zeitpunkt bereits Bischof von Utrecht
war. Als Bischof weihte Bernhard II. danach die Klosterkirche von Marienfeld und die Große Marienkirche in Lipp-
stadt und verlieh seinen Bürgern dort das Stadtrecht. Nachdem er 1223 in Livland siegreich gegen Aufständische
gekämpft hatte, starb er im für damalige Verhältnisse sehr hohen Alter von über 80 Jahren und wurde wahrschein-
lich im Kloster Dünamünde beigesetzt. Die Zisterzienser in Marienfeld verehrten Bernhard II. zur Lippe als Seligen.
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