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Karin Gericke

„Ofterdingen ist einfach

ein beeindruckender Ort

mit einem wunderschönen

Ortskern. Die Kirche und

das Heinrich-Standbild sind

immer einen Besuch wert.

Außerdem hat Ofterdingen

einen tollen Kirchen- und

Gospelchor. Mein Mann war

früher im Gospelchor und

war total begeistert.“

Was wäre, wenn…? Wenn also der Minnesänger Heinrich wirklich aus

Ofterdingen stammen würde? Welchen Sinn könnte die Nennung

des Ortsnamens sonst haben, als dass sie eine Person ihrer Herkunft

zuordnet? Dabei ist die Ortsbezeichnung im 13. Jahrhundert längst

belegt, und zwar nur für das Dorf im Steinlachtal, weltweit gab und

gibt es sonst keinOfterdingen. WennHeinrich nur eine sagenhafte und

mythische Figur wäre, weshalb erhält er dann ausgerechnet diesen Bei-

namen? Weist der nicht ganz entschieden auf einen historischen Kern,

also auf denWahrheitsgehalt dieser Personund ihrer Abstammunghin?

Angesichts dieser Fragestellungen und Indizien ist es an der Zeit,

den großen Unbekannten, der als Vagabund durch die Jahrhun-

derte irren musste, neu zu entdecken. Dass der weltberühmte und

vielbesungene Heinrich in seinemOfterdingen nun endlich Heimat

finden kann, ist wirklich sagenhaft!

Albrecht Esche M. A.

Theologe und Literaturwissenschaftler.

Von 1983 bis 1994 Pfarrer in Ofterdingen.

E.T.A. Hoffmann schreibt 1819 die Erzählung „Der Kampf der Sän-

ger.“ Er stellt Heinrich von Ofterdingen als innerlich zerrissenen und

zwiespältigen Menschen dar. Seine Lieder sind voller Hohn und

seine Kunst ist vom Spuk dunkler Mächte durchdrungen.

Richard Wagner übernimmt diese Charakterisierung und verknüpft

zugleich zwei Minnesänger-Traditionen, die von Heinrich und die

von Tannhäuser. Diese Mischfigur lässt er zuerst als Tannhäuser

im Venusberg lustwandeln, bevor er Heinrich in den Sängerkrieg

schickt. So nennt Wagner seine großartige Oper „Tannhäuser und

der Sängerkrieg auf Wartburg“ (1845). Man stelle sich vor, diese per-

sonelle Vermischung wäre nicht geschehen und die Oper hätte im

Titel den Namen Ofterdingen getragen!

So blass und schemenhaft Heinrich auch bleibenmag, so steht doch

Ofterdingen als seine persönliche Kennzeichnung fest. Zweifelsfrei

gab es hier eine Burg und ein Adelsgeschlecht. Auch wirkte ein

„Heinricus de Ofterdingen“ von 1266 bis 1284 als Dekan im Land-

kapitel Hechingen der Diözese Konstanz.

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