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Willehad kommt nach Norden
787 Friesland wird christlich
Das Rüstringer Sendrecht
regelte das Verhältnis der neuen
Christen zu ihrer Kirche
„Das gebot St. Willehad, der der
erste Bischof von Bremen war und
unter dem wir Christen wurden,
von Gottes und des Papstes Leo
wegen, dass wir Kirchen bauen
und das rechte Christentum halten
sollten; und alle Friesen dürfen bei
Bedarf auf ihrem freien Gute ohne
Einspruch des Bischofs und des
Propstes Kirchen bauen; und die
Leute, die die Kirche mit Grundstü-
cken beschenken und den Bau zu
Ehren Gottes und um ihrer Sünden
willen ausführen, die haben in
dem Lande und nicht außerhalb
des Landes den Priester zu wählen,
und der Propst soll ihn mit dem
Altar belehnen.“
Quelle: Karl Otto Johannes Freiherr von
Richthofen, Friesische Rechtsquellen, Berlin
1840, S. 127 f.
Niemand weiß, wie Willehad ausgesehen hat.
Leo Neumann aus Oelde schuf dieses Relief 1986
zur 75-Jahr-Feier der St.-Willehad-Kirche.
N
achdem der Hausmeier Karl Martell
732 n. Chr. in der Schlacht von Tours
und Poitiers die muslimischen Mauren
vernichtend geschlagen hatte, woll-
ten er und später sein Enkel Karl, den
sie schon zu Lebzeiten „den Großen“
nannten, die Macht des christlichen
Weltenbaum. Der Kampf um den
richtigen Glauben war entbrannt.
Willehad musste Hals über Kopf
verschwinden: Mit einem Schiff floh
er die Weser aufwärts und an der hie-
sigen Küste entlang bis ins fränkische
Kernland, pilgerte dann ernüchtert
nach Rom und verzog sich erst mal in
ein Kloster.
An vorderster Front trat Sachsen-
herzog Widukind den christlichen
Franken entgegen. Noch heute ist
dem Edeling eine Straße im Wilhelms-
havener Villenviertel gewidmet. Dem
Ruf Karls zur Reichsversammlung
nach Paderborn entfloh er zu Dänen-
könig Siegfried und rief nach seiner
Rückkehr zum Widerstand auf. Darauf
rückten die Sachsen Karl mächtig
auf die Pelle und töteten zwei seiner
wichtigsten Gefolgsleute. Der Franke
ließ daraufhin im Verdener Blutgericht
4 500 Sachsen über die Klinge sprin-
gen. Allmählich kamen dem Sachsen-
führer Zweifel. Die militärische Nieder-
lage schien abzusehen. Nachdenklich
ritt er der Sage nach auf seinem Pferd
über den Kamm des Wiehengebirges
und wartete auf Gottes Ratschluss. Da
soll sein Ross einen Stein losgetreten
haben und eine wertvolle Quelle
spross hervor. Widukind, der Wolf
aus dem Wald, nutzte den Vorwand,
um sich Weihnachten 785 taufen zu
lassen.
Nach dieser Demutsgeste schloss
Karl Frieden und die Sachsen wurden
Teil seines Reiches. Prompt kehrte
Frankenreiches bis an die Nordsee-
küste etablieren. Der Glaube und eine
straff organisierte Reichskirche sollten
das entstehende Großreich von
innen zusammenhalten. Vor allem ein
frommer Mann aus dem Nordosten
Englands griff dem Frankenkönig da-
bei unter die Arme: Vilhaed oder Wil-
lehad. Der war nur wenige Jahre vor
Karl in der Nähe der heutigen Stadt
Newcastle upon Teyne im angelsäch-
sischen Kleinkönigreich Northumbria
geboren und in der Schule von York
zum Priester ausgebildet worden. Als
er die 30 überschritten hatte, wagte
er sich als Wandermissionar auf den
Spuren seines Vorgängers Wynfreth –
posthum erhielt der den Namen Boni-
fatius – ins Land der wilden Friesen.
Die huldigten noch immer ihren alten
germanischen Göttern. Willehad dis-
kutierte nicht lange: Mit zupackender
Art riss er die Heiligtümer der Heiden
nieder, gründete neue Sendkirchen
und wagte sich mit wenigen Brüdern
auch über die Reichsgrenzen hinaus
zu den östlichen Friesen und Sachsen.
Später war er dann auf Karls Befehl
östlich der Weser aktiv. Zeitgleich
drangen 772 n. Chr. fränkische Heere
ins Sachsenland vor und fällten die
hölzerne Irminsul. Das wichtige Hei-
ligtum stand für den germanischen
787