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Wilhelmshaven im Spiegel der Zeit
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Früher riefen drei Glocken die Neuender Christen zum Gebet. Die zwei kleine-
ren wurden im Ersten Weltkrieg eingeschmolzen. Doch die größte, 1487 für
die Kirche von Bordum gegossen, 1725 gesprungen und 1728 neu gegossen,
läutet bis heute. Auf ihr gravierte man nachfolgenden Text ein:
„Ich bin gebrauchet schon so viele Jahr und Zeit
zu Bordum und Niend, zuerst bei Eitelkeit
und Papstes Dichterey, hiernächst bei meinem Glauben,
Gott lass ihn nimmermehr von dieser Kirche rauben,
Gott halte diesen Ort, in seinem Schutz und Hand
Und gebe Heyl und Glück zu jedem Amt und Stand,
Alt war ich und nun neu, möcht’ ich nun stets so bleiben
Und immerhin das Volk mit Nutz zur Kirche treiben.“
1823 musste die Glocke nochmals neu gegossen werden.
Der Taufstein aus grauem Sandstein gehörte
vermutlich ursprünglich zum Inventar der Vor-
gängerkirche aus dem frühen 13. Jahrhundert.
Bauherrn Edo Wiemken den Älteren.
Der friesische Häuptling hatte sich
das Gotteshaus 1383 als Kapelle seiner
benachbarten Edenburg auser-
koren. Und deshalb akzeptierte er
nur einen Pfarrer seines Vertrauens,
während ihm die Kurie einen gewis-
sen Meinhardus Ykonis vor die Nase
setzen wollte. Wiemken indessen
bestand auf seinem Patronatsrecht –
schließlich wollte er Herr im (Gottes-)
Hause bleiben. Wie viele Häuptlinge
in dieser Zeit sorgte Wiemken mit
Seeräuberei für sich und die Seinen
und musste deshalb auf Strafaktionen
gefasst sein. Zwar ist die Nutzung der
Jakobi-Kirche zu Neuende als Wehrkir-
che nicht belegt, aber ihre massiven
Mauern machten sie gewiss zu einem
möglichen Fluchtpunkt in turbulen-
ten Zeiten. Und an denen hat es an
der Nordsee wahrlich nie gemangelt.
Hinter dem Deich reihten sich bald
einzelne Gehöfte entlang anstatt ei-
ner großen Dorfwurt. Und als Zeichen
der Gottesfurcht und als Dank fürs
blanke Überleben begann kurz nach
der Flut auch der Neubau der zerstör-
ten Kirche. So wurde die geduckte
romanische Kirche von Neuende zum
ältesten Gotteshaus auf Wilhelmsha-
vener Stadtgebiet. Nur ihr mächtiger
Turm wurde erst gut ein Jahrhundert
später seitlich hinzugefügt, damit das
Gewicht den Kirchenbau im weichen
Boden nicht einsacken ließ. Große
Teile der Außenmauern wurden
längst durch Backsteine ersetzt. Doch
tritt man durch das niedrige Portal
hinein ins dunkle Innere mit seiner
niedrigen Holzdecke, der hölzernen
Empore und dem engen Gestühl, so
umfasst einen ein Hauch von roma-
nischem Mittelalter. 18 Meter lang ist
das Hauptschiff und rund neun Meter
breit – beachtlich für eine Landkirche
jener Jahre, aber heute doch ein ge-
drungener Bau, der mit seinen einen
Meter dicken Mauern den Anmaßun-
gen der Jahrhunderte trutzt.
Als „capella sancti Jacobi zu Insmer-
have“ wurde die Kirche in päpstlichen
Urkunden geführt. Der Pontifex war
nämlich nicht so begeistert über den
Das Innere der St.-Jakobi-Kirche wurde nach
der Reformation immer wieder renoviert und
erneuert. Ihren altertümlichen Charme hat sie
mit der bemalten Holzdecke und der hölzernen
Empore behalten.
1362
links: Dass die Kirche auf einer alten Wurt steht,
kann man noch gut erkennen. Ihre Mauern
sind über einen Meter dick und trutzen damit
den Zeitläuften.