Wohnen & Leben / Portrait

Rötz : Eine Gemeinde mit Visionen

Rötz besitzt eine bewegte Vergangenheit und schöpft daraus viel Kraft für die Zukunft.

 

Die Gemeinde blickt auf eine fast tausendjährige Geschichte. Im Jahre 1017 wurde der Ort erstmals indirekt in einer Urkunde Kaiser Heinrich II. erwähnt. Der Name ist vermutlich slawischen Ursprungs und wurde wahrscheinlich als Bezeichnung für einen verwendet. Heute liegt die Stadt im Oberpfälzer Wald und im Naturpark Oberer Bayerischer Wald an der Schwarzach. Da Rötz nur rund 14 Kilometer von der deutsch-tschechischen Grenze entfernt ist, ist der Ort als Zollgrenzbezirk deklariert. Auf einer Fläche von 67 Quadratkilometern wohnen dort rund 3500 Menschen in insgesamt 34 Stadtteilen.

 

Beim Antritt seiner Herrschaft im Jahr 1505 bestätigte Heinrich von Guttenstein-Vrtba Rötz erstmals Stadtrechte. Deshalb gilt dieses Jahr als offizielles Datum der Stadtgründung. Ein Wochenmarkt wurde eingerichtet, eine kirchliche Schule existierte bereits. Fünf Jahre später wurde Rötz an den pfälzischen Kurfürsten Ludwig V. und dessen Bruder Friedrich verkauft. Seither gehörte die Stadt zu den beiden Pflegämtern Schwarzenburg-Rötz und Waldmünchen.

 

In seiner Geschichte wurde Rötz von fünf großen Bränden heimgesucht. Erstmals verwüstete am 9. Dezember 1600 ein größerer Brand den nördlichen Teil der Stadt. Es folgten weitere Brände in den Jahren 1709 und 1771. Die größte Brandkatastrophe in der Geschichte des Ortes zerstörte im Jahre 1840 143 Haupt- und 145 Nebengebäude. Der Neuaufbau erfolgt nach einem Generalbauplan der Regierung. Doch erst im Jahre 1868 wurde die Freiwillige Feuerwehr gegründet.

Die Bevölkerung verlor nie ihren Glauben


Im Dreißigjährigen Krieg litt die Stadt unter Einquartierungen, der Belagerung und Plünderung durch schwedische Truppen sowie an der Pest. Später waren es der Spanische und der Österreichische Erbfolgekrieg, die Koalitionskriege sowie die Napoleonischen Kriege, die in Rötz erhebliche Schäden durch Vandalismus mit sich brachten.

Doch trotz aller äußeren Katastrophen verlor die Bevölkerung nie ihren Glauben an den Ort. Er wurde stets wieder aufgebaut und weiterentwickelt.

Im Jahre 1892 fand mit dem Schauspiel Kunz von Kaufungen oder Der sächsische Prinzenraub auf der Schwarzenburg zum ersten Mal Theateraufführungen statt. Im Jahre 1908 gab es den ersten öffentlichen Fernsprecher in Rötz, 1914 wurde eine neue Brücke über die Schwarzach errichtet. 1921 wurde die Stadt an das öffentliche Stromnetz angeschlossen und seit 1924 gab es die elektrische Straßenbeleuchtung in Rötz.

Die beiden Weltkriege überstand Rötz einigermaßen glimpflich. Flüchtlinge aus dem zerbombten Hamburg wurden ab 1943 in Rötz untergebracht und verpflegt. Von 1945 bis 1993 bestand das Bordercamp Reed der amerikanischen Militärregierung in Rötz, um das Grenzgebiet zur damaligen Tschechoslowakei zu überwachen.

Vergrößerung der Stadt


Einen unerwarteten Erfolg hatten die im Jahre 1950 neu initiierten Schwarzenburgfestspiele. Rund 15.000 Besuchern sahen die Stücke „Der Guttensteiner“ und „Rübezahl“. Allerdings wurden die Festspiele neun Jahre später wieder eingestellt. Die Stilllegung der Bahnlinie Rötz - Neunburg vorm Wald führte 1969 zu großen, jedoch vergeblichen, Bürgerprotesten.

Eine Gemeindegebietsreform, die 1972 mit der Eingemeindung der Gemeinden Bernried, Fahnersdorf, Pillmersried, Hillstett und Heinrichskirchen begann und zu einer erheblichen Vergrößerung der Stadt Rötz führte, wurde 1978 mit der Eingemeindung der Landgemeinden Diepoltsried, Grassersdorf und Teilen von Steegen sowie Alletsried abgeschlossen.

Die seit 1915 bestehende Schwarzachbrücke wurde 1980 durch einen Neubau ersetzt. Am ersten Adventssamstag 1989 fand erstmals der Rötzer Christkindlmarkt auf dem Marktplatz statt, wobei auch die in einer Gemeinschaftsaktion mit der Geschäftswelt angeschaffte Weihnachtsbeleuchtung entlang der Ortsdurchfahrt in Betrieb genommen wurde. Der umfassend renovierte Fürstenkasten, ursprünglich ein alter herrschaftlicher Getreidespeicher, der zur Aufbewahrung von Naturalabgaben an die landesstaatliche Obrigkeit diente, wurde im Jahre 1993 als Stadthalle und Haus des Gastes genutzt.

Nach 40 Jahren kehrte 1996 das Freilichtspiel Der Guttensteiner auf die Schwarzenburg zurück und wird seitdem jährlich aufgeführt. Die Schwarzenburg wurde 1999 an das Stromnetz angeschlossen, 2001 erfolgte eine Überdachung der Tribünen.

Chancen für die Zukunft nutzen


Bereits 1997 nahm als Pilotprojekt im Landkreis Cham das Biomasse-Heizwerk Rötz seinen Betrieb auf. Es folgte im Jahre 2003 die erste Rötzer Bürgersolaranlage auf dem Dach der Volksschule als erste ihrer Art im Landkreis Cham. Die Erneuerung und Sanierung der Wasserversorgungsanlage wurde 2007 nach drei Jahren Bauzeit abgeschlossen.

Rötz ist heute eine moderne Gemeinde, die aus ihrer bewegten Vergangenheit viel Wissen, Kraft und Selbstbewusstsein schöpft. Ihre Siedlungsstruktur ist im Kerngebiet überwiegend städtisch, in den umliegenden Ortschaften vorwiegend ländlich geprägt. Der größte Teil des Gemeindegebietes ist eingebettet in die landschaftlich reizvolle Umgebung des Rötzer Beckens, das die Schwarzach von Ost nach West durchfließt. Den Beckenrand bilden meist 600 Meter hohe Hügelketten, aus denen der Schwarzwihrberg mit 706 Meter deutlich hervorragt. Der Ort ist durch die Bundesstraße 22 und die beiden Staatsstraßen 2150 und 2151 gut erreichbar.

Rötz versteht sich als familienfreundliche Stadt mit guten Infrastruktur. Die Stadt sieht eine ihrer wichtigen Aufgaben darin, ihre Stärken als Arbeitsstandort mit einer hohen Standortverbundenheit der Unternehmer und einer engagierten Arbeitnehmerschaft konsequent weiterzuentwickeln. Dabei soll die räumliche Anordnung der Gewerbestandorte zu einer spürbaren Verkehrsentlastung der Ortsmitte beitragen. Darüber hinaus möchte Rötz den bisher schon hohen Standard bei der umweltgerechten Energieversorgung erhalten und Chancen, die zu einem Ausbau des Anteils regenerativer Energien in der lokalen Energieversorgung führen, konsequent nutzen.

 

Bildquelle: Wikipedia, Autor/Photograph: Marron

Datum der Veröffentlichung: 17.03.2014

Bayern, Cham, Rötz

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