Bad Köstritz Bürgerinformationsbroschüre

Die aus den Hochebenen von Mexiko stammenden Wildformen der Dahlie gelangten um 1789 nach Europa. Erstmals wurden diese Arten vom Direktor des Madrider Botanischen GartensA. J. Cavanilles um 1790 wissenschaftlich beschrieben. Zu Ehren des schwedischen Botanikers Anders Dahl (1751 – 1789) nannte er diese neue Pflanzengattung „Dahlia“. Alexander von Humboldt brachte nach seiner Amerikareise 1804 für die Botanischen Gärten in Paris und Berlin Samen dieser rot- und orangefarbenen Wildblume mit und bereits 1805 gelangten Dahlien in die Gartenanlage des Schlosses Belvedere bei Weimar. Der Köstritzer Fürst Heinrich XLIII. Reuß pflegte enge Kontakte zumHofe des Großherzogs Carl August vonWeimar und so kam die Dahlie vermutlich von dort aus um 1809 auch in die fürstlichen Gärten nach Köstritz. Damals wies ein Weimarer Pflanzenverzeichnis fünf verschiedene Dahlien aus (im deutschsprachigen Raum auch als „Georginen“ bezeichnet). Es waren die Georgina variabilis rosea, G. var. purpurea, G. var. lilacina sowie die Georgina coccinea und die Georgina pinnata. Bei der Amtsübernahme durch den Hofgärtner Mulisch waren im Januar 1810 im Pflanzenverzeichnis auch die Georgina variabilis purpurea und die G. var. Lilacina enthalten. Somit belegt das Vorjahr 1809 auch den Beginn der über 210-jährigen Köstritzer Dahlientradition. Der junge Christian Deegen (1798 – 1888) erwarb 1812 aus den Botanischen Gärten von Weimar, Jena und Leipzig seine ersten Dahlien, die er mit großer Begeisterung im heimatlichen Kahla züchtete. Schon bald hatte er ein beachtliches Sortiment seiner „Georginen“ zusammengetragen. Durch einen Lotteriegewinn vermögend geworden, zog Christian Deegen 1824 nach Köstritz und erwarb das Fürstliche Palais mit dessen parkähnlichen Garten. 1826 eröffnete er die erste deutsche Handelsgärtnerei mit Dahlien und erweiterte durch intensive Studien autodidaktisch sein Wissen. Noch im gleichen Jahr gab er seinen ersten Katalog „Samenpflanzen und Georginen“ heraus – weitere 60 Jahrgänge folgten. Neben der Deegen´schen Handelsgärtnerei entstanden in den Folgejahren weitere in Köstritz. 1836 eröffnete der zweite Altmeister der deutschen Dahlienzucht, Johann Sieckmann, seine Gärtnerei und begründete den europaweiten Ruhm von Köstritz als einen „Ort der Blumen“. Als dritter berühmter Köstritzer Gärtner ist Ernst Herger zu nennen. Er erwarb hohes Ansehen auch durch seine Rosenzucht. Die Wiege der deutschen Hochstamm-Rose stand hier in Köstritz in seinen Gartenanlagen. Heute setzen mehrere Gärtnereien in Bad Köstritz – wenn auch teilweise mit anderen Prämissen – die gärtnerischen Traditionen fort. Führend sind dabei die Betriebe „Paul Panzer“, der direkte Sieckmann-Nachfahre Schade und „Franz Deegen jun. Nachf.“. Diese gärtnerischen Traditionen werden im 2007 neugeschaffenen Dahlien-Zentrum weiter gepflegt. Seit über 40 Jahren wird zur vollen Dahlienblüte Anfang September das Bad Köstritzer Dahlienfest gefeiert. Die Dahlie steht imMittelpunkt des Geschehens und die „Wahl der schönsten Köstritzer Dahlie“ ist somit ein Höhepunkt des Festes. Hauptperson auf dem Fest ist die Dahlienkönigin. Ihre vornehme Pflicht besteht darin, die Stadt weit über die Grenzen der Region hinaus zu repräsentieren. Das bunte Treiben der Händler und Schausteller sowie die ansprechenden kulturellen Programme, auf den Bühnen, in der „Kinderwelt“ und im Dahlien-Zentrum begeistern jedes Jahr tausende Besucher aus Nah und Fern. Dahlienkönigin Michaela Grace I. 6 Der Weg der Dahlie nach Köstritz

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