Bürgerinformationsbroschüre Hansestadt Demmin

4 Ein Streifzug durch die Hansestadt Demmin Herzog Wartislaw I. von Pommern, mit dem er den Landtag der westpommerschen Führungsschicht zum Christentum bekehrte. Daraufhin entstanden im Lande die ersten Kirchen und Klöster. Auch die Ursprünge der Demminer Kirchen sind auf diese Zeit zurückzuführen. Deutsche Ritter und Bauern strömten nach und nach ins Land, bauten Burgen, Städte und Dörfer. Wälder wurden gerodet, Felder angelegt und das Handwerk blühte auf. Warenüberschüsse wurden auf Handelswege gebracht. Städte entstanden und die Macht darin übernahmen Handels-und Kaufleute. Von 1283 bis 1615 war Demmin Mitglied des Hansebundes. Reiche Städte, so auch Demmin, schützten ihre Bürger und ihr Hab und Gut durch den Bau von Stadtmauern mit Türmen und Toren. So hat nach dem Dänenkönig Waldemar I. bis zum Dreißigjährigen Krieg niemand mehr die Stadt erobert. Vier Tore und 27 Türme, auf Steinwurfweite voneinander entfernt, dazu die sumpfigen Wiesen und der künstlich angelegte Stadtgraben im Osten, waren ein wirksamer Schutz. Davon übriggeblieben sind nur ein Tor, Turmfragmente, die teilweise bis zu acht Meter hoch sind. Mit dem Dreißigjährigen Krieg und dem Aussterben des Geschlechtes der Pommernherzöge begann der Niedergang der Stadt. Von 1648 bis 1715 war Demmin schwedisch, dann wurde es dänisch und 1720 preußisch. Zahlreiche Kriege zogen die Stadt in Mitleidenschaft und erst nach den Befreiungskriegen von 1812 bis 1815 begann für die Stadt eine lange Friedenszeit. Einer Demminerin aus dieser schweren Zeit wollen wir noch gedenken: Louise Dorothea Schulz. Die Tochter eines Demminer Fischers geriet als Schillscher Husar 1809 in Stralsund in französische Gefangenschaft. Hochbetagt und von preußischen Offizieren stets als „Husar Schulz“ betitelt, starb sie in Frankfurt am Main, ohne ihre Heimatstadt je wieder gesehen zu haben. Nach 1800 wuchs die Stadt allmählich über ihre Mauern hinaus. Die Industrialisierung setzte ein. Eisengießereien entstanden. Eine Glockengießerei nahm ihre Arbeit auf, von der heute noch etwa 50 Glocken erhalten sind. Die Stadt hatte neun See- und 36 Küstenschiffe. Große Bedeutung hatte der Getreidehandel. Demminer Werften bauten für Greifswald und Stralsund Schiffe. Eine Zuckerfabrik entstand. Die Demminer Bock-Brauerei stellte ein vorzügliches Bier her. Und wer früher den Demminer Getreidekorn genoss, wusste dessen Qualität und seine Milde zu schätzen. 1832 gründete Wilhelm Gesellius eine Druckerei, die bald ein Wochenblatt und später eine Tageszeitung herausgab. Der Hafen wurde erweitert, die Gasanstalt nahm ihre Arbeit auf und die Eisenbahnverbindungen nach Stralsund und Berlin wurden in Betrieb genommen. Kontinuierlich erhöhte sich die Einwohnerzahl. Viele Vereine gründeten sich. Die älteste Vereinigung ist die Schützengilde, die schon 1699 nachweisbar ist. Berühmt war auch die „Demminer Liedertafel“, wegen ihrer hohen gesanglichen Qualität. Berühmte Demminer Bürger sind der Arzt Julius Cohnheim (Breslau / Leipzig), der zu den Förderern Robert Kochs gehörte, dann Heinrich Karl Schimmelmann, der als dänischer Finanzminister ein Mäzen Schillers war, der Arzt Julius Gustav Lorenz Muhrbeck, den eine innige Freundschaft mit Theodor Körner verband. Zu den neueren Berühmtheiten gehört Prof. Dr. Berthold Beitz, der ehemalige Vorstandsvorsitzende der Alfred-Krupp-Werke AG. Zu den berühmtesten Weidmännern der Vorkriegszeit zählt der Boxer Max Schmeling, der hier in der Vorkriegszeit häufig jagte. Von 1860 bis 1920 war Demmin Garnisonsstadt für die Weißen Ulanen des II. Pommerschen Ulanen Regiments Nr. 9. Zwei ehemalige Kasernen und einige Pferdeställe, die zu Wohnungen umgebaut wurden, sind noch heute vorhanden. Mehrere Häuser in der Schillerstraße waren seinerzeit extra für die Offiziere gebaut worden. Wer Zeit und Muße hat, kann in den Demminer Stadtchroniken von Stolle (1772) und Goetze (1903) viel Wissenswertes und Interessantes über die Geschichte der Stadt nachlesen. Eine schwere Zeit musste die Stadt 1945 durchmachen. Vom 1. bis 3. Mai 1945 wurde die Innenstadt zu 80 Prozent durch sowjetische Kogge Panorama vom Eichholz

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