Seite 13 - Regensburg - Im Spiegel der Zeit

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Regensburg im Spiegel der Zeit
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ler weiter. So setzte sich die Kette über
tausende Kilometer fort und ließ an
den Umschlagmärkten die ersten Städ­
te entstehen.
An einem Kreuzungspunkt der Han­
delswege, wie hier an der Donau,
musste es eigentlich eine Stadt ge­
geben haben. Aus der frühen und
mittleren Bronzezeit wurden aller­
dings kaum Siedlungsspuren gefun­
den, lediglich zahlreiche Gräber, zum
Beispiel ein Frauengrab in Hockerstel­
lung in der Humboldtstraße oder eine
Grabhügelgruppe im Ortsteil Winzer.
Erst mit der Urnenfelderzeit am Ende
der Bronzezeit tauchen Siedlungen
in Regensburg auf. Zum Beispiel fand
ergaben, dass es sich bei den Gravie­
rungen um mykenische Schriftzeichen
handelte, und das Gold war so rein,
dass es geschieden sein musste, ein
kompliziertes Verfahren, dass in dieser
Zeit nur in Ägypten bekannt war. Dort
wiederum fand man in Gräbern Bern­
stein, der von der Ostsee stammte.
Die Archäologen haben mehrere Rou­
ten ausgemacht, wie der Bernstein
vom heutigen Baltikum vor mehr als
3.500 Jahren bis nach Ägypten gelang­
te. Eine davon war die mitteldeutsche
Landroute, die mit großer Wahrschein­
lichkeit auch über das Donauknie nach
Bernstorf und von dort weiter über die
Alpen in den Mittelmeerraum führte.
Das heißt aber nicht, dass Mykener und
Ägypter bis an die Ostsee reisten, um
ihre Handelsgüter gegen
Bernstein zu tauschen.
Die Warenhändler der
Frühgeschichte waren
nur zwischen zwei oder drei
Umschlagplätzen unterwegs
und gaben dort ihre
Ware an andere Händ­
wege nördlich der Alpen zusammen­
trafen. Einer von ihnen verlief parallel
zum Südufer der Donau. Mitten in
der heutigen Altstadt kreuzte er eine
Handelsroute aus dem Süden, die vom
Ziegetsberg herunterführte und auf
der Höhe des Eisernen Steges auf die
Donau traf. Dort gab es vermutlich
einen Übergang, denn der Weg verlief
weiter Richtung Norden durch den
Schelmengraben, der sich tief in die
Winzerer Höhen eingeschnitten hat,
was davon zeugt, dass dieser Weg seit
Jahrtausenden von Menschen benutzt
wird. Ein weiterer Donauübergang
befand sich an der Naabmündung, von
dort führte ein Weg über den Fränki­
schen Jura Richtung Nordwesten.
beziehungen. Der Hortfund vom
Hochweg zeigt, dass auf der Nord­
deckten die Forscher bemerkenswerte
Einzelstücke: ein Kronendiadem aus
hauchfeinen Goldplatten und zwei
gravierte Bernsteine. Untersuchungen
Mit der Jungsteinzeit ändert sich das
Bild völlig. Nach dem Ende der Eiszeit
vor rund 15.000 Jahren wuchsen wie­
der Wälder und mit der neolithischen
Revolution, dem Übergang zur Sesshaf­
tigkeit und zur Landwirtschaft, kamen
auch die ersten Siedler an die nördli­
che Donau. Ein mildes Klima und sehr
fruchtbare Böden lockten sie hierher.
Die Archäologen fanden in Harting
das vielleicht erste Gebäude auf dem
heutigen Regensburger Stadtgebiet,
ein Langhaus mit über 300 Quadrat­
meter Nutzfläche, wie es für die Linien­
bandkeramik­Kultur im 5. Jahrtausend
v. Chr. typisch war. Die Grabungen
in Harting brachten schließlich noch
zahlreiche weitere Funde aus dem
gesamten Neolithikum zutage. Aber
auch im übrigen Stadtgebiet tauchten
Siedlungsspuren, in erster Linie Grab­
stellen, aus allen Epochen der Jung­
steinzeit auf, von der Stichbandkeramik
(4900–4500 v. Chr.) bis zur Glocken­
becherkultur (2500–2200 v. Chr.).
20 Bronzebeile, 19 Gusskuchen aus
Kupfer und drei Goldringe aus der
frühen Bronzezeit (circa 1800 v. Chr.),
die 1937 in einem Hortfund am Hoch­
weg entdeckt wurden, markieren den
Wandel von der Steinzeit zur Metall­
wirtschaft im Regensburger Raum.
Fast noch interessanter ist allerdings
der Fundort. Er ist ein Indiz dafür, dass
bereits vor mehr als 3.500 Jahren in
Regensburg die wichtigsten Verkehrs­