Bürgerbroschüre der Gemeinde Schwanau

Unter dem Schutzrecht der Freiherrn von Rathsamhausen siedelten sich zu Beginn des 18. Jahrhunderts erstmals Juden in Nonnenweier an. Daraus entwickelte sich eine blühende Gemeinde, deren Synagoge 1771 erbaut wurde. Ab 1880 hatte die jüdische Gemeinde einen eigenen Friedhof, der – im Gegensatz zur Synagoge, die 1938 zerstört wurde und vielen Nonnenweierer Juden, die durch eine nie dagewesene Verfolgungs- und Vernichtungspolitik umkamen – die Greueltaten der NS-Zeit überstand. Hier liegen auch die Eltern des aus Nonnenweier stammenden SPD-Politikers und Reichstagsabgeordneten Ludwig Frank (1874- 1914). Der bekannteste jüdische Ortenauer ist Namensgeber für Schulen, Straßen und Plätze in und außerhalb Badens. Auch die Grundschule der Gemeinde Schwanau trägt den Namen „Ludwig-Frank-Grundschule“. Das Rathsamhausener Schloss hatte in der Folge vier weitere Besitzer, bis es 1851 bzw. 1870 endgültig von den Baronen Böcklin zu Böcklinsau an das Evangeli- sche Diakonissenhaus Nonnenweier überging. Seit dieser Zeit ist das Diakonissenhaus auch untrennbar mit der Geschichte Nonnenweiers verbunden. Das Diakonissenhaus hat seinen Ursprung bereits im Jahr 1844 in Leutesheim bei Kehl und ist das Le- benswerk der Regine Julie Jolberg, genannt „Mutter Jolberg“. Geschichte Ortsteil Ottenheim Ottenheim ist ein alter Ort, an dem sich vermutlich schon in vorchristlicher Zeit ein Rheinübergang als wichtige Ost-West-Verbindung am Oberrhein befunden hat. Anhand von Funden auf der Gemarkung Ottenheim kann nachgewiesen werden, dass die Römer schon die Straße und den Rheinübergang benutzten. Die eigentliche Ortsgründung fällt in die Zeit des 5. und 6. Jahrhunderts, als die Alemannen in unserem Lande endgültig sesshaft wurden. Um diese Zeit wurden die Orte mit den Endungen -heim und -ingen gegründet. Ottenheim ist demnach ein Heimort, dessen Name „Heim des Otto“ bedeutet. Man kann davon ausgehen, dass sich ein Edler na- mens Otto mit seinem Gefolge damals an dieser Stelle im Ried niederließ, die ihm aufgrund der vorhande- nen Römerstraße und des Rheinübergangs günstig erschien. Diese Heimorte sind demnach auch im Ried die älteren Orte, von denen aus die weitere Besiedlung des Umlands erfolgte. Sogenannte Tochterorte, die von Ottenheim aus gegründet wurden, sind Allmanns- weier, Nonnenweier und Wittenweier. Im Laufe seiner Geschichte wechselte Ottenheim öfters den Besitzer, wobei die Bürger nicht gefragt wurden und an den Besitzwechseln höchstens mit anderen oder neuen Abgaben beteiligt waren. Erwähnenswert ist, dass 1070 in Ottenheim der letzte Gaugraf der Grafschaft Ortenau, Luitfried, amtierte. Etwa im 13. Jahrhundert landeten die Ottenheimer schließlich bei den Ge- roldseckern, deren beide Linien sich ihre Herrschaft 1277 teilten, Ottenheim aber als gemeinsamen Besitz behielten. Ein Grund für diese Maßnahme war sicher- lich auch die Ottenheim gegenüberliegende Tiefburg Schwanau, mit deren Hilfe man die Schifffahrt auf dem Rhein kontrollieren und kräftige Zolleinnah- men tätigen konnte. Die Geroldsecker verfielen in ein regelrechtes Raubrittertum und plünderten die pas- sierenden Schiffe auf dem Rhein, bis sich schließlich die oberrheinischen Städte unter der Führung Straß- burgs zu einer gemeinsamen Aktion gegen die Burg Schwanau verbanden. 4 ORTSTEILE 10 Ortsverwaltung Wittenweier Ortsverwaltung Ottenheim

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