Seite 4 - Trier - Leseprobe

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Eine Brücke – bis heute eine der
wichtigen Verkehrsadern der
Stadt – stellt quasi die Gründungs­
akte von Trier dar und ermöglicht
auch eine sehr genaue Datierung
der Entstehung der Stadt.
M
arcus Vipsanius Agrippa, der
Schwiegersohn des römischen Kaisers
Augustus und Roms Stadthalter in
Gallien, baute eine Straße. Seine Via
Agrippa kam von Marseille über Lyon
und wurde bis an den Rhein nach Köln
vorangetrieben. In der ausgedehnten
Talebene an der Mosel kam auch die
Straße von Reims hinzu. Agrippa ließ
eine hölzerne Brücke über die ­Mosel
schlagen. Als in der ­Neuzeit in der
Mosel Pfähle dieser Brücke ge­funden
wurden, war es anhand der Jahresringe
im Holz möglich, den Bau der Brücke
auf das Jahr 18 oder 17 vor Christus
festzulegen – die Römer verbauten
meist frisch geschlagenes Holz. In
der Tal­ebene wurde ein Handelsplatz
angelegt. Bis dahin war die Ebene
weitgehend unbewohnt. Aus Sicher-
heitsgründen siedelten die keltischen
Ureinwohner bis dahin eher auf den
Höhenzügen. Dennoch gaben sie der
von Anfang an als Stadt ­konzipierten
Siedlung ihren Namen: Augusta Tre-
verorum, Stadt des Kaisers und der
Treverer.
Die geografische Lage von Trier war für
die Bedürfnisse des römischen Reichs
ideal. Die gefährliche, immer bedrohte
Rheingrenze nach Germanien lag weit
genug entfernt, um Angriffen rechtzei-
tig begegnen zu können. Trier lag aber
nahe genug zur Grenze, die zudem
über die Mosel erreichbar war, um als
Versorgungszentrale für die Grenz-
truppen dienen zu können. Dies führte
zu dem grandiosen Aufstieg von Trier
zur Kaiserstadt, in einer Linie mit Rom,
Byzanz und Split. Denn im 2. Jahrhun-
dert wurde die Verwaltungszentrale für
das nördliche Gallien von Reims nach
Trier verlagert, im 3. Jahrhundert wurde
Trier Kaiserstadt des Weltreichs. Kaiser
Konstantin war es schließlich, der Trier
einen Namen in der Weltgeschichte
verschaffte, auch im Besonderen in der
Geschichte der katholischen Kirche.
17 v. Chr. Augusta Treverorum
Eine Brücke macht Geschichte
Römerbrücke
Die heutige Römerbrücke gilt als die
älteste Brücke nördlich der Alpen, die
heute noch benutzt wird. Sie ist die
dritte Brücke an der gleichen Stelle.
Ursprünglich gab es zwei Holzbrü-
cken, die erste im Jahr 18/17 vor Chris-
tus, die zweite um 70 nach Christus
gebaut. Zwischen 144 und 152 nach
Christus entstanden die Steinpfeiler
der Brücke, die bis heute überdauert
haben. Die Brückenauflage war aus
Holz. Im Verteidigungsfall konnte der
Belag schnell abgerissen werden. Erst
Kurfürsterzbischof Balduin ersetzte
im Jahr 1343 die Holzkonstruktion
durch einen Steinaufbau.
„Die Gegend musste
eine Stadt herlocken“
schrieb Johann Wolfgang von Goethe nach seinem
Besuch 1792 in Trier.
Am Anfang war nur die Brücke. Wer heute etwa von der Mariensäule aus auf die Talebene und die
dichte Besiedlung schaut, kann sich das kaum noch vorstellen.
Noch heute tragen die grauen Basaltpfeiler aus
der Römerzeit die Stützbögen der Fahrbahn.