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TOURISMUS, KULTUR, FREIZEIT

Man kann also sagen, Glück gehabt für unseren

Landkreis. Denn viel ist insgesamt nicht mehr

übrig geblieben, seit Mitte des letzten Jahrhun-

derts die Mechanisierung und der Strukturwandel

in der Landwirtschaft begannen und die Bauern

ermuntert und subventioniert wurden, stetig Ihre

Produktion zu steigern. Erst als um 1980 vielerorts

90 % derartiger Biotope – unter diesem Begriff sind

sie heute gesetzlich geschützt – entwässert, aufge-

düngt, aufgeforstet oder bestenfalls nur brachge-

fallen waren, kam die politische Kehrtwende, und

heute gibt es staatliche Fördermittel, aufgestockt

von der EU, für den Arbeitseinsatz der Landwirte

für die Erhaltung ihrer Streuwiesen.

1,3 Mio. € aus dem „Vertragsnaturschutzprogramm”

fließen derzeit jährlich an etwa 1.000 Landwirte im

Landkreis für die naturschonende Bewirtschaftung

von 2.300 ha Fläche. Die Naturschutzbehörde berät

die Landwirte und ist zuständig für die Bewertung

und den Schutz der Flächen.

Im Zuge des Hochwasserschutzes und der Weltkli-

madebatte rückte in den letzten Jahren auch der

Moorreichtum des Landkreises – 17 % der Land-

kreisfläche oder 16.600 ha sind geologisch gesehen

Moore – ins Blickfeld. Denn intakte Moore halten

große Regenmengen zurück und binden CO

2

,

entwässerte Moore bewirken das Gegenteil. Das

Thema Moorrenaturierung ist deshalb nicht länger

nur ein klassisches Naturschutzanliegen, sondern

gewinnt weiter gehende Beachtung und steht seit

Jahren auf der Tagesordnung und Maßnahmenliste

des Landkreises.

Torfmoose und Wollgras erobern ihren ange-

stammten Lebensraum zurück, das Moor kann

wieder Wasser und CO

2

speichern – Grabenanstau

im Schechenfilz durch die Gemeinde Seeshaupt als

Ausgleichsmaßnahme für Baugebiete.

Die 20 km lange, bis 300 m tiefe Ammerschlucht

zwischen Saulgrub und Peißenberg ist der einzige

Flusscanyon im nördlichen Alpenvorland. Dort wie

auch im Paterzeller Eibenwald, der bereits 1913 als

„staatliches Naturdenkmal” ausgewiesen wurde,

findet man in unzugänglichen Steilhängen manch

Jahrhunderte alten, vielleicht 1000-jährigen Baum

dieser Art.

So verwundert es nicht, dass große Gebiete

wie die „Hardtlandschaft” und das „Eberfinger

Drumlinfeld” schon vor Jahrzehnten unter Land-

schaftsschutz gestellt wurden. Zudem hat Bayern

17,9 % der Landkreisfläche für den Europäischen

Biotopverbund „NATURA 2000” (=Vogelschutz-

und Fauna-Flora-Habitat-Gebiete) nach Brüssel

gemeldet. Alle Beteiligten sind aufgerufen, sich

gemeinsam der Verantwortung für dieses Natur-

erbe zu stellen.

Ammer

Sonnentreu

Schleierfülle an der Ammer

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