Wohnen & Leben / Portrait

Kultur und Freizeit in Voerde

Voerde war im Jahr 2010 Teil der Kulturhauptstadt 2010. Grundgedanke war damals, den „Wandel durch Kultur - Kultur durch Wandel“ insbesondere im Ruhrgebiet darzustellen. Dabei sollte der Wandel von einer Region der Kohleförderung hin zur Kulturmetropole besonders hervorgehoben werden. Voerde präsentierte sich im Rahmen dieses Angebots ebenfalls als Teil der Kulturhauptstadt 2010. Zahlreiche künstlerische Projekte, aber auch Konzerte, Lesungen sowie die Darbietung von örtlichem Brauchtum und offene Gottes-Gebetshäusern wurden präsentiert. Auch heute lässt sich fernab der medialen Aufmerksamkeit, insbesondere im Hinblick auf zahlreiche kulturelle Errungenschaften, Voerde unter einem ganz besonderen kulturellen Blickwinkel betrachten. Die Stadt legt beispielsweise in jeder Saison ein eigenes Kulturprogramm auf. Dieses besteht unter anderem aus den Kunstsparten Materielle Kunst, Kabarett, Lesungen und Kindertheater. Federführend hierbei ist die örtliche Volkshochschule.

 

Bei der Gestaltung des Kulturprogramms legt die Stadt besonders viel Wert auf eine Zusammenarbeit mit den örtlichen Künstlern, Schulen und Vereinen. Für das Jahr 2014 sind unter anderem Aufführungen des niederrheinischen Kleinkunsttheaters, Kabarettveranstaltungen sowie ein stadthistorischer Vortrag des Heimatvereins vorgesehen. Auch ein Figurentheaterstück für Kinder ab fünf Jahren und eine Kleinkunst-Theater-Veranstaltung sowie ein Vortrag über Archäologie und eine Musik-Kabarett-Veranstaltung bilden das kulturelle Rahmenprogramm für das Jahr 2014. Daneben bieten auch die Schulen der Stadt regelmäßig kulturelle Veranstaltungen an. So fanden 2012 beispielsweise die sogenannten Kinderbuchtage von Voerde statt. Teil der städtischen Kultur stellt aber auch der Austausch mit den Partnergemeinden in der Slowakei und in England dar. Die tschechische Gemeinde Krickerhau sowie die Stadt Alwnick in England haben nicht nur enge persönliche Beziehungen zu Voerde, sondern bewirken auch einen kulturellen Austausch. Das die Stadt zahlreiche öffentliche Bildungseinrichtung beherbergt, unterstreicht den kulturellen Anspruch. Unter anderem beherbergt Voerde die Evangelische Familienbildungsstätte sowie das Bildungszentrum des Internationalen Bundes und den Kulturring Voerde.

 

Letzteres ist beim Amt für öffentliche Sicherheit und Ordnung, Kultur und Sport angesiedelt. Auch die Musikschule Voerde e.V. ist ein Beleg dafür, dass Kultur in der Stadt groß geschrieben wird. Die VHS stellt in ihrer örtlichen Geschäftsstelle ebenfalls einen Anlaufpunkt für kulturellen Fragen dar. Die Stadt verfügt aber auch über einen türkisch islamischen Kulturverein. Auch dieser ist Teil des Selbstverständnisses der Stadt. Aufgrund der Migrationsbewegung im Ruhrgebiet, hat sich auch das kulturelle Selbstverständnis der gesamten Region gewandelt. Während früher insbesondere kulturelle Einflüsse aus dem heutigen Polen (erste Einwanderergeneration im Ruhrgebiet) und später dann durch die Einwanderung von Spaniern und Italienern Einzug hielten, gelingt dies nun auch den türkisch-stämmigen Migranten. Dabei ist besonders hervorzuheben, dass das Verständnis hierbei nicht auf die jeweilige Gruppe der Migranten beschränkt bleibt, sondern sich auch auf die deutsch-stämmige Bevölkerung überträgt. Deshalb kommt es immer häufiger vor, dass auch nicht türkisch-stämmige Bürger gemeinsam mit türkischen Migranten Kulturfeste veranstalten. Dadurch erfolgt nicht nur ein Verständnis für die jeweils andere Kultur, sondern es entstehen zugleich auch zahlreiche Freundschaften. Auch dies ist ein Kennzeichen der Stadt Voerde. An türkisch-stämmigen Kulturvereinen gibt es unter anderem den Anatolientreff e.V. sowie den  Diyanetisch-Türkisch-Islamischen Kulturverein e.V.. Das türkische Kultur- und Sozialzentrum gilt insbesondere als erste Anlaufstelle für Jugendliche und deren Eltern. Insbesondere im Ruhrgebiet und damit auch in Voerde, ist man nicht umsonst stolz auf das Miteinander der unterschiedlichen Kulturen. Davon profitiert auch unmittelbar die Stadt Voerde im positiven Sinne. Als weitere kulturelle Einrichtungen gibt es unter anderem das Stadtarchiv, die Stadtbibliothek sowie die Krickhauer Heimatsstube.

 

Die relative Nähe zur Stadt Düsseldorf und zum Ruhrgebiet ermöglicht gleichzeitig auch deren kulturelle Veranstaltungen zu besuchen und die entsprechende kulturelle Gesamtverankerung in der Region zu erleben. Anders als in vielen anderen Regionen Deutschlands stellt das Ruhrgebiet und die Niederrheinregion kein kulturell voneinander losgelöstes Gebiet dar. Insbesondere die bevorzugte Lage am Rhein machte die Gegend um Voerde in frühgeschichtlicher und vorgeschichtlicher Zeit bereits kulturell sehr bedeutsam.

 

In kultureller Hinsicht empfiehlt sich daher auch ein Blick über den kommunalen Tellerrand in Richtung Xanten. Der dortige archäologische Park bietet unvergessene Erlebnisse. Auch wenn die Stadt Voerde selbst über kein eigenes Museum verfügt, ermöglicht die relative Nähe zu Städten wie Duisburg, Oberhausen oder Düsseldorf den Besuch zahlreicher Museen und Ausstellungen. Allerdings bietet die Stadt Voerde selbst auch zahlreiche kulturelle Anziehungspunkte. So gibt es beispielsweise mit dem Haus Götterswick eine Wasserburg aus dem zwölften Jahrhundert. Diese liegt inmitten eines Parks. Das Schloss beherbergt heute das Standesamt der Stadt sowie ein Restaurant. Auch die evangelische Kirche Götterswickerhamm stellt in architektonischer Hinsicht ein kulturelles Highlight dar. So ist insbesondere der romanische Turm leitgebendes architektonisches Charakteristikum. Die evangelische Kirche Voerde stammt aus dem Jahr 1704 und wurde ursprünglich als reformierte Patronatskirche der ehemaligen Herren von Syberg erbaut. Der heute sichtbare Bau stammt aus dem Jahr 1856.

 

Bildquelle: Wikipedia, Autor/Photograph: Schroer, Hermann

Datum der Veröffentlichung: 24.03.2014

Nordrhein-Westfalen, Wesel, Voerde (Niederrhein)

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