Energiesparendes Sanieren und Bauen in Aachen

30 II Gebäudehülle 4. Außenwand Ungedämmte Außenwände fühlen sich imWinter auch innen kalt an: Die Temperatur auf der Wand ist niedriger als die der Raumluft. Dies wird als unangenehm empfunden, ähnlich wie kalte Zugluft. Außerdem erhöhen niedrige Oberflächentemperaturen das Risiko, dass sich Schimmel bildet (in der Raumluft gebundene Feuchtigkeit kann dort zu Wasser werden). Und nicht zuletzt sind kalte Oberflächen ein Anzeichen für erhöhte Wärmeverluste. Welche Sanierungsvarianten bei einer Außenwanddämmung möglich und sinnvoll sind, hängt von Anlass und Ziel der Maßnahmen und von der vorhandenen Konstruktion ab. Eine Dämmung der Außenwände ist grundsätzlich dann empfehlenswert, wenn… • • die Außenwandverkleidung oder der Außenputz umfangreich instandgesetzt oder erneuert werden sollen. • • Fenster in größerem Umfang ausgetauscht werden. Diese hängen mit der Wand bauphysikalisch und konstruktiv zusammen. • • ein größerer Um- oder Anbau geplant ist. • • eine Grundsanierung des gesamten Gebäudes geplant ist (zum Beispiel nach Eigentümerwechsel). Ein weit verbreitetes Missverständnis ist die Annahme, dass dicke, massive Wände gleichzeitig gut dämmen. Entscheidend ist nicht allein die Dicke, sondern das Material, aus dem die Wand besteht: Je dichter und schwerer, desto schlechter ist die Dämmwirkung (wie zum Beispiel bei gebrannten Mauerziegeln oder Beton, s. a. Kapitel II.1). Häufig geäußerte Bedenken gegen eine Außenwanddämmung betreffen Algen- oder Schimmelbildung, die„Atmungsaktivität“ der Wand und Brandgefahren. Dazu informieren wir Sie gerne sachlich und neutral im Rahmen eines Beratungsgespräches. Möglichkeiten der Außenwanddämmung Die„außen aufgeklebte Styroporplatte“ ist die bekannteste, aber bei weitem nicht die einzige Variante. Es gibt zahlreiche Dämm- systeme, die sich in Material, Gestaltungsmöglichkeiten und Kosten unterscheiden. Grundsätzlich sollte die Dämmschicht außen – also auf der kalten Seite – angebracht werden. Die Innendämmung auf der warmen Raumseite ist Sonderfällen vorbehalten. Folgende Varianten werden hier näher erläutert: • • Wärmedämmverbundsystem • • hinterlüftete, vorgehängte Fassade • • nachträgliche Kerndämmung (Verfüllen eines vorhandenen Hohlraumes in der Fassade) • • Innendämmung Vor der Entscheidung für ein bestimmtes System müssen unbedingt Schichtenaufbau und Zustand der vorhandenen Außenwand fachgerecht untersucht werden. Ein belüfteter Hohlraum beispielsweise ist nicht immer von außen erkennbar, verändert aber die physikalischen Eigenschaften der Wand entscheidend. Die Gestaltung des Gebäudes und der Fassadenfläche wirken sich auf den Bauaufwand und damit die Kosten aus: Vor- und Rücksprünge, Anbauten, Balkone und Erker können die Kosten einer Außenwanddämmung erhöhen. Wärmedämmverbundsystem (WDVS) Zunächst wird die Fassade überprüft, ob die vorhandenen Oberflächen geeignet sind oder vorbereitet werden müssen. Die Dämmstoffplatten werden anschließend mit einem speziellen Klebemörtel befestigt und meistens zusätzlich gedübelt. Wichtig ist, dass der Dämmstoff fachgerecht und ohne Hohlräume an- gebracht wird. Auf den Dämmplatten wird abschließend ein Putz aufgetragen. Statt zu verputzen, können auch dünne Platten (zum Beispiel Klinkerriemchen) aufgeklebt werden. Ein WDVS ist als Komplettsystem eines herstellenden Unternehmens bauaufsichtlich zugelassen und darf in seinen Komponenten nicht verändert werden. Polystyrol und Mineralwolle werden derzeit am häufigsten für WDVS verwendet, in Frage kommen aber auch Polyurethan, Holzfaser, Kork oder Schaumglas. Im unteren Teil der Fassade (Sockel) – dem sogenannten Spritzwasser-Bereich – müssen feuchtebeständige Dämmstoffe gewählt werden. Brennbare Dämmstoffe sind nur bis zu einer bestimmten Gebäudegröße zugelassen; bei der Verarbeitung sind zusätzliche Brandschutzvorschriften zu beachten. Wärmedämmverbundsystem Holzweichfaserplatten vor dem Verputzen

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