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Rohkost? Ja, aber...

Wer bei Rohkost an freudloses Knabbern von Möhre, Gurke & Co. denkt, unterschätzt die Vielfalt der frischen Küche. Rohe Lebensmittel tun dem Körper gut – doch was taugt Rohkost als Ernährungsprinzip?

Sich ausgewogen und so natürlich wie möglich zu ernähren – dieser Wunsch gehört längst zu einer gesundheitsbewussten Lebensweise. Dabei kann rohes Obst und Gemüse eine zentrale Rolle spielen: In unbehandelten und nichterhitzten Lebensmitteln sind nämlich alle wertvollen Inhaltsstoffe noch in ihrer ganzen Fülle enthalten. Dagegen haben stark verarbeitete und gegarte Lebensmittel oft nur noch einen geringen ernährungsphysiologischen Wert. Frisches Gemüse – roh oder nur ganz schonend gegart – bietet dem Körper so eine optimale Zufuhr vieler Vitamine, eine hohe Dichte an essentiellen Nährstoffen und ist reich an Ballaststoffen, die der Darmgesundheit förderlich sind.
Mineralstoffe, die beim längeren Kochen in viel Wasser regelrecht ausgelaugt werden und verloren gehen, bleiben erhalten. Neben dem Organismus profitiert auch die Figur von einem Plus an Rohkost auf dem Teller: Obst und Gemüse sättigen, ohne mit vielen Kalorien zu belasten.


Mit Blick auf die Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) täte den meisten Menschen ein höherer Rohkostanteil gut. Die Ernährungsexperten raten, täglich fünf Portionen Obst und Gemüse zu essen – möglichst frisch und wenig gegart. Als Zwischenmahlzeit eignet sich z.B. ein leckerer Gemüsesaft.

Rohkost pur? Da scheiden sich die Geister...
Die Vorteile roher Nahrungsmittel sind damit nicht von der Hand zu weisen. Geht es aber um eine komplette Ernährungsumstellung auf Rohkost, scheiden sich die Geister. Überzeugte Rohköstler setzen auf eine Ernährung mit ausschließlich rohen bzw. nicht hitzebehandelten Lebensmitteln. Inzwischen gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher „Rohkost-Schulen“, darunter auch besonders kompromisslose Lehren wie Urkost und Sonnenkost oder die Ernährungsweise „Fit for Life“, die als Getränke nur destilliertes Wasser und Orangensaft erlaubt. Die meisten Rohkost-Lehren sind fleischfrei, allerdings sind die verschiedenen Systeme in vielen Bereichen sehr widersprüchlich – was Interessierten die Orientierung über Sinn oder Unsinn der Rohkost-Ernährung nicht gerade erleichtert. In jedem Fall ist es sinnvoll, bei einer geplanten Umstellung auch mit dem Hausarzt zu sprechen!


Dennoch haben manche Menschen den „rohköstlichen“ Ernährungsstil für sich entdeckt und damit gute Erfahrungen gemacht, die sie nun weitergeben – wie etwa Nelly Reinle-Carayon . Die Österreicherin Angelika Fischer hat mit der „AllesRoh-Vitalkultur“ sogar einen eigenen Ernährungsstil entwickelt: Dieser setzt auf die Aktivierung der eigenen Sinne und ein fundiertes Wissen über die Basisernährung. Unerwartet wurde auch ihr langer Leidensweg mit Allergien und Neurodermitis beendet: „Da ich merkte, dass die Ernährung mit unerhitzten Lebensmitteln grundsätzlich sehr gut war, suchte ich den Schlüssel dazu, diese Ernährung möglichst langfristig durchhalten zu können, ohne an den Folgeerscheinungen von Reizdarm, Mangelernährung bzw. unausgewogener Ernährung zu leiden“, schildert die Autorin von „Das große Rohkost-Buch“ (Windpferd-Verlag) ihre ersten Gehversuche.


Angelika Fischer wollte es ganz genau wissen: Sie machte viele Eigentests, hielt Rücksprache mit Ernährungswissenschaftlern und konnte so die Zusammenhänge formulieren, die für eine Ernährung mit weitgehend oder komplett rohen Lebensmitteln ausschlaggebend sind. In ihrem Buch macht sie deutlich, dass eine falsch praktizierte Rohkost ungesund ist: So versorgen sich beispielsweise viele Rohköstler langfristig mit einem Überschuss an Fruchtzucker und Omega-6-Fettsäuren und haben eine unausgewogene Eiweißaufnahme. In der Folge können manche Vitamine wie zum Beispiel B12 nicht mehr aufgenommen werden. Das jedoch kann zu Muskelabbau und einer Schwächung des Immunsystems führen. Angelika Fischer zeigt solche Risiken auf – und vermittelt das Vertrauen in die eigenen Sinne. Sie stellt für Anfänger verträgliche Rohkost-Mischungen vor und gibt praktische Tipps – sowohl für kurzfristige Rohkost-Kuren als auch zur schrittweisen Ernährungsumstellung.

Gefahr einer einseitigen Ernährung ist hoch
Ernährungswissenschaftler raten insbesondere von extremen und oft sehr ideologisch geprägten Formen der Rohkost dringend ab. Sie warnen vor Mangelerscheinungen etwa bei Eiweiß, den Mineralstoffen Calcium, Zink, Jod und Eisen sowie den Vitaminen D und B12. Darüber hinaus kann der Körper bei einer streng fettarmen Ernährung fettlösliche Vitamine nicht aufnehmen. „Die Gefahr einer einseitigen Ernährung ist tatsächlich sehr hoch“, sagt auch Monika Bischoff, Diplom -Ökotrophologin und Leiterin des Zentrums für Ernährungsmedizin und Prävention am Krankenhaus Barmherzige Brüder in München. Sie verweist nicht zuletzt darauf, wie wichtig das Kochen generell bei der Zubereitung von Gemüse ist: „Das Garen macht viele Lebensmittel leichter verdaulich, bestimmte Nährstoffe werden nur durch das Erhitzen aufgeschlossen!“
Lebensmittel wie Linsen oder Kichererbsen werden gar erst dann essbar, bei Kartoffeln macht das Kochen die Kartoffelstärke für den Körper verwertbar. Auch zum Abnehmen hält die Expertin eine Komplett-Umstellung auf Rohkost für wenig geeignet: Sie verweist auf den drohenden Jo-Jo-Effekt, der nach einer einseitigen Rohkost-Diät die Erfolge schnell zunichtemachen könnte – wie bei jeder Diät, nach der man sich dann wieder „normal“ ernährt.

Alternative zur Rohkost: Dünsten und Dampfgaren
Einig sind sich die Rohköstlerin Fischer und die Ökotrophologin Bischoff darin, dass jeder Mensch auch selbst herausfinden muss, wie gut ihm die Ernährung mit rohen Speisen tut. Angelika Fischer plädiert für einen „verantwortungsvollen Umgang mit sich und seinem Körper“ und rät, alle Empfehlungen anhand eigener Erfahrungen jeweils durch Aufzeichnungen zu prüfen. Und Monika Bischoff weist darauf hin, dass jeder Körper anders reagiert: „Was der eine gut verträgt, führt beim anderen zu Magen- und Darmproblemen.“
Im Übrigen muss Kochen ja nicht bedeuten, alles Gute in den Lebensmitteln zu zerstören. Schonendes Dünsten oder Dampfgaren sorgt für einen hohen Anteil wertvoller Nährstoffe in den Speisen und ist zusammen mit der frischen, rohen Kost ideal für eine gesunde und kalorienarme Ernährung.

 

Bildquellen:

KNG/fotolia.com

Liv Friis-larsen/fotolia.com

Beitragsverfasser: Einfach Schlank
Datum der Veröffentlichung: 29.04.2015



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